05.05.2001  Schwimmendes Green

Helfer der Fachgruppe Wassergefahren aus Ludwigshafen und Heidelberg bauten und betreuten eine schwimmende Plattform auf dem Neckar in Heidelberg. Diese diente als schwimmendes Grün bei einem extra Abschlagwettbewerb anlässlich eines großen internationalen Golfturniers, den Deutsche Bank-SAP-Open 2001.

Am Anfang stand eine kurze Anfrage der THW Geschäftsstelle Mannheim an uns, die Fachgruppe Wassergefahren aus Ludwigshafen, ob wir die Kollegen aus Heidelberg beim Bau einer schwimmenden Plattform unterstützen könnten. Schon bei der Nennung der geforderten Abmaße von 15x15 Metern (225m²) wurde klar, dass etwas größeres geplant War. Da die Heidelberger Fachgruppe Wassergefahren mit 6,0m Krupp-Pontons ausgestattet ist, war mit Ihrem Material eine solch große Plattform nicht zu bauen. Die in Ludwigshafen am Rhein vorhandenen größeren 8,80m Pontons boten dagegen die Möglichkeit; aber es wurde auch so eine Materialschlacht.

Die zu bauende Plattform sollte als schwimmendes Golfloch mit echtem Naturrasen für einen Hole-in-One ("Einlochen mit einem Schlag") Wettbewerb für Amateure auf dem Neckar dienen. Das von der Walldorfer Softwarefirma SAP und der Deutschen Bank als Hauptsponsoren veranstaltete internationale Golfturnier, die Europameisterschaft für Profigolfer (17.-20.05.2001), auf der Golfanlage in St. Leon-Rot sollte noch ein Event mehr bekommen. Die an dem viertägigen Turnier beteiligten Spieler wohnten alle in Heidelberg im Marriott Hotel, direkt am Neckar gelegen. So war es möglich, dass ein Abschlagplatz von der Hotelterrasse aus auf ein ca. 80m entferntes im Neckar verankertes schwimmendes Golfloch führte. Dieses zu treffen, möglichst mit einem Schlag, war das Ziel eines Wettbewerbs der täglich ab Samstag, den 12.05.2001 von 14 bis 20 Uhr durchgeführt wurde. Mitmachen konnte jeder, der eine Gebühr von 12 DM (Erwachsene) bzw. 6 DM (Kinder u. Jugendliche) für drei Bälle entrichtete. Die Einnahmen waren für die Kinderkrebsstation der Heidelberger Universitätskliniken bestimmt. Golfkenntnisse waren nicht erforderlich, aber sicherlich auch nicht hinderlich. Verschiedenste Schläger wurden vom Veranstalter gestellt. Wer als erster mit einem einzigen "Traumschlag" vom Land übers Wasser auf die Plattform und dort auch einlochte bekam dafür 20.000 DM. Man konnte also mit einem einzigen Schlag reicher werden ! Der jeweils Tagesbeste, dessen Ball die Insel traf und am nächsten zum Loch zur Ruhe kam, qualifizierte sich für ein Finale, das am Donnerstag Abend stieg. In einem sogenannten "Beat the Pro" ("Schlag den Profi") Wettbewerb traten die sechs Tagesbesten gegen die Golfprofis an. Und zwar gegen Weltklassespieler wie Tiger Woods, Ernie Els, Lee Westwood, Colin Montgomerie, Darren Clarke, Thomas Björn und den deutschen Bernhard Langer. Ein Traum so manchen Golfspielers gegen diese führenden der Weltrangliste im Golf anzutreten.
Doch zunächst musste die schwimmende Insel mit Golfloch darin als Green gebaut werden. Der Unterbau der Plattform bestand dabei aus sechs je 8,80x2,30m großen Halbpontons, die zu drei 17,60m langen Ganzpontons zusammengekuppelt wurden. Diese Leichtmetallschwimmkörper wurden dann mit einem Oberbau aus jeweils 4,80m langen Hauptträgern mit Stoßriegel N verbunden. Darüber kamen Fahrbahnplatten damit eine ebene Plattform entsteht. Das alles nach dem Standardsystem des Baukastens für Schwimmbrücken und Plattformen im THW. Die so entstandene Plattform wurde in einer sogenannten 11-Träger-, 3-Streckenbauweise gefertigt. Das bedeutet, es wurden je drei Hauptträger aneinandergekoppelt und elf mal im Rastermaß nebeneinander über die Pontons gelegt und mit ihnen verbunden. Es wurden 33 Hauptträger mit 22 Stoßriegeln N und 90 Fahrbahnplatten 1,59m verbaut. Dies ergab eine Fläche von 15x15 Metern (225m²). Von den Pontons selbst war fast nichts mehr zu sehen. Das Gesamtgewicht für den Oberbau betrug satte 13.000kg (13t). Da ein Landschaftsgärtner auf den Fahrbahnplattenbelag noch Sand mit Naturrollrasen aufbrachte erhöhte sich die Traglast um weitere 40 Tonnen. Eine Belagserhöhung um 1cm mit Sand bedeutete dabei eine Zunahme von 4,5 Tonnen an Gewicht.

Am Samstag, den 05.05.2001, erfolgte der Aufbau mit 28 Helfern in 5,5 Stunden bei kühlem Wetter. Nachdem das umfangreiche Material auf 5 Hängerzüge verladen war, konnte es im Konvoi zur Baustelle am Neckarufer in Heidelberg-Neuenheim gehen. Dort angekommen wurden die Halbpontons mit dem mitgebrachten Kranwagen zu Wasser gelassen. Die auf einem Tieflader verladenen 33 Hauptträger wurden per Hand abgeladen und zu jeweils 3 Trägerstrecken an Land zusammengekuppelt. Danach wurden sie mittels des Krans auf die parallel ans Ufer gelegten Ganzpontons verschwenkt. Nachdem alle Träger verriegelt waren, wurden sie mit den Fahrbahnplatten belegt. So entstand aus dem Standardbaukastensystem die Grundplattform. Diese wurde dann noch mit einer umlaufenden Schwelle aus Kanthölzern und einem Geländer versehen. Aus Gerüstrohren wurde ein kleiner Unterstand mit Schutzdach für die Messmannschaft gefertigt. Er fand am Ende eines Pontons gerade noch Platz. Nachdem der Landschaftsgärtner noch Hand angelegt hatte, wurde die Golfinsel vom Bauplatz zum Liegeplatz des Wettbewerbs überführt. Da sie selbst über keine Antriebe verfügte, wurden zwei Boote am Heck eingebunden. Mit deren Außenbordmotoren konnte die schwimmende Plattform bewegt werden. Wegen ihres hohen Gewichts reagierte sie nur träge. Am Liegeplatz angekommen, wurde sie ungefähr in Flussmitte verankert.

Der Abbau der Golfinsel erfolgte 14 Tage später am 19.05.2001. Übrigens wurden auch die im Neckar "versenkten" Golfbälle von Tauchern der Heidelberger Berufsfeuerwehr geborgen. Nachdem das Material kontrolliert, gereinigt und verstaut war, konnte man Bilanz ziehen. Die beiden Ortsverbände mit ihren Fachgruppen Wassergefahren hatten im Teamwork die Aufgabe erfolgreich gemeistert. Auch wenn sie etwas anders als sonst war, konnte alles zur Zufriedenheit der Veranstalter gelöst werden. Den Schlagwettbewerb gewann die 15jährige Vanessa Gross aus dem Golfclub St. Leon-Rot, ihr Ball verfehlte die Fahne nur um 1,07 Meter. Damit war sie einen Zentimeter besser als Bernhard Langer, dem besten Profi bei diesem Wettbewerb. Dritter wurde der achtjährige Moritz Wüst aus Eppelheim. Das eigentliche Golfturnier gewann Tiger Woods. Im kommenden Jahr wird das Turnier wieder auf der Golfanlage in St. Leon-Rot stattfinden. Das THW ist gerüstet und so mancher Helfer wird wohl bis dahin kräftig Abschläge üben. Der Tiger kann also kommen!

Text: Dirk Armbrust (THW Ludwigshafen)
Fotos: Ingmar Unkel (THW Heidelberg) und Dirk Armbrust (THW Ludwigshafen)

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